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Der Bettler und der König, Teil 1

Kapitel 4

Ungeduldig trat Jesse von einem Fuß auf den anderen, welche sich bereits zu taubgewordenen Eisklötzen manifestierten, obwohl er versuchte sie durch Bewegungen aufzuwärmen. Er zupfte unruhig an den Fransen seiner ausgebeutelten Jacke und versuchte vergebens einen dunklen verkrusteten Fleck von seiner zerrissenen Jeans zu kratzen.

Wann kam denn dieser Kerl endlich aus dem Café? Er hatte das Gefühl schon Stunden in der Kälte zu stehen, wo sich doch der laute Vorfall, der ihn auf die Spur dieses arroganten Schönlings gebracht hatte, nur wenige Minuten zuvor ereignet hatte. Fröstelnd schlang er die Arme um seinen Oberkörper. Den ganzen Tag verfolgte er Kyle schon, doch in der letzten halben Stunde war ihm dieser in seinem teuren Schickimicki-Schlitten davongefahren. Er hatte noch versucht ihm hinterherzulaufen, aber wie hoffnungslos war es doch im Schnee mit Strandsandalen hinter einem Auto herzujagen, das mit 140 Stundenkilometer durch die Stadt raste. Ziemlich hoffnungslos. Geradezu dämlich solch einen Versuch zu starten. Unterwegs hatte er nicht wenige Passanten über den Haufen gerannt und einige Straßendekorationen mitgerissen, eine Wand hatte seinem Sprint dann ein entgültiges Ende bereitet, als die dünnen Sohlen seiner Schuhe über den glatten Gehweg schlitterten. Verdrossen drückte er mit den Fingerspitzen leicht gegen seine Nase, die immer noch schmerzte.

„Na komm schon! Na komm schon, du Frauentöter, flirte endlich zu Ende! Sie ist nicht an dir interessiert, das sieht man doch!“, ungehalten fuchtelte Jesse in der kalten Luft umher. „Wer will den schon haben? Diesen Möchtegernadonis habe ich jetzt diese Misere zu verdanken. Es gibt nichts auf dieser Welt, dass schlimm genug wäre um dir angetan zu werden. Du bist die Ausgeburt der Hölle! Ich hasse dich!“, zischte er. Gleichauf musste er die Zähne zusammenbeißen um nicht loszuweinen wie ein kleines Kind, dem man den Lolli weggenommen hatte. Es war alles so unfair! Dieser Typ hatte Alles und machte sich einen Spaß daraus andere Menschen zum Narren zu halten. Das hielten seine Nerven nicht aus. Wenn er nicht bald ein Weg aus diesem Irrdschungel fand, dann würde er das letzte Fünkchen Hoffnung, dass noch in ihm gärte, im Keim ersticken. Sein Magen knurrte. Es gab einmal eine Zeit, da hatte er auch in einem Café sitzen und die Seele bei einem Stückchen Kirschtorte mit Sahne baumeln lassen können. Doch die war jetzt vorbei. Zerstört und niedergetreten von diesem Fiesling dort drüben.

Wie spät es wohl war? Eine kleine bucklige Oma bewegte sich langsam den Gehsteig hinunter. Jesse lief zu ihr hinüber um sie nach der Uhrzeit zu fragen, doch noch bevor er auch nur ein Wort über die Lippen gebracht hatte, holte sie bereits mit ihrer klobigen Handtasche aus. Das waren Schmerzen! Die Wand am frühen Abend war ein Federbett dagegen. Sie hatte ihm bestimmt die Nase zertrümmert, so glaubte er zumindest müsste sich so etwas anfühlen. Tränen schossen ihm in die Augen, als er mit einem zur Grimasse verzerrtem Gesicht in die Knie ging. „Blödes Stricherpack!“, wütend ging die Alte davon.

„Ich wollte doch nur nach der Uhrzeit fragen! Kein Grund mir gleich mit einem Ziegelstein das Gesicht zu demontieren!“ schluchzte Jesse, während er seine Nase im Schnee versenkte, die wie wild pochte und aus der das Blut herausschoss wie aus einem Springbrunnen. Gerade in diesem Moment klingelte die Tür, als Kyle Hyde diese öffnete um das Café zu verlassen. Mit im Schnee verborgenem Gesicht, kniend, das Gesäß in den Himmel gestreckt, erwartete ihn Jesse sehnsüchtig.


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