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Der Bettler und der König, Teil 3

Das war doch mal wieder ein gelungener peinlicher Auftritt. Wie immer eigentlich. Jesse war sich sicher, dass sein Gesicht einem im Fleischwolf gedrehtem Steak gleichen musste. Bei den beleidigenden Worten des reichen Schnösels fingen sich erneut Tränen in seinen Augenwinkeln zu sammeln, aber er schob seine Gefühle beiseite, sich ausheulen und diesen Kerl zum Teufel wünschen konnte er später noch genug, jetzt musste er erst mal seinen Rachefeldzug weiterfortführen.

Der Blick des Blonden schwappte nicht gerade über vor Begeisterung bei seinem Anblick, vor allem nicht, als sich wieder sein hungriger Magen zu Wort meldete und ihn daran erinnerte, dass er seit zwei Tagen nur Wasser zu sich genommen hatte und er so langsam aber sicher nach mehr als Flüssignahrung verlangte. Was würde er jetzt für einen weggeworfenen triefenden Hamburger mit vielleicht noch einer halben Gurkenscheibe darauf geben. Wasser sammelte sich in seinem Mund als er daran dachte. Aber die Mission hatte Vorrang, denn soeben machte sich dieser arrogante Sack doch tatsächlich davon in Richtung seines Wagens. Jesse war noch nie gut im Schmieden von großartigen Plänen, die vielleicht auch mal funktionieren könnten, und folgte stattdessen seinen spontanen Impulsen, die ihn auch jetzt wieder leiteten und vermutlich wieder in Schwierigkeiten bringen würden.

Er rannte voran um Kyle den Weg zu seinem Auto zu versperren. „Nicht so schnell, Mr. Ich-red-nicht-mit-Ungeziefer-wie-dir-denn-dafür-steh-ich-in-der-Nahrungskette-zu-weit-oben! Was glaubst du denn, wessen Verdienst es ist, dass ich hier wie ein Stalker auf mein größtes Idol warte?“, wütend schmiss er sich mit dem Rücken gegen die Autotür und besudelte so ganz nebenbei mit seinen blut- und schneeverklebten Händen die Glasscheibe, an der er sich abstützte. Mit seinem Zeigefinger stach er hart in die Brust des Blonden um seinen Worten auch den richtigen Nachdruck zu verleihen. „Du bist es! Du bist—grr! Du bist doch der größte Vollidiot. Und ich weiß ganz genau, dass du Dreck am Stecken hast, Kyle Hyde! Mein Leben ist nur die totale Apokalypse seit dem du es betreten hast. Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, dass ich aus deinem Leben verschwinde...“, Jesse grinste boshaft „... du gibst mir mein verdammtes Geld, meinen Job und meine Frau wieder und löst dich in Luft auf!“


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